Hormone außer Kontrolle

Die meisten Frauen und auch viele Männer blicken spätestens ab 40 mit Sorge auf die nächsten 2 Jahrzehnte, in denen sich das Hormonsystem noch einmal umstellt, praktisch die Pubertät 2.0. Bei den Frauen ist eher die Angst vor den Wechseljahren mit ihren Hitzewallungen, Gewichtszunahmen, Problemen mit der Schilddrüse und Stimmungsschwankungen. Bei den Männern sind ist es mehr die Angst vor der nachlassenden Libido und der Prostatavergrößerung.

Es gibt sehr viele Hormone im Körper. Sie regulieren beharrlich unseren Stoffwechsel, steuern Sexualfunktionen, lassen uns glücklich, agressiv werden oder beeinflussen Verdauung, Körpertemperatur und den Blutzuckerspiegel.

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Fehlen sie, dann gerät unser Alltag schnell aus den Fugen. Symptome wie ständige Müdigkeit, Nervosität, sexuelle Unlust, Hitzewallungen, ständiges Frieren, Gewichtszu- oder Gewichtsabnahme sind nur einige der Begleiter, wenn die Hormone aus den Fugen geraten.

Sie sind wie ein Orchester. Spielen einer oder zwei falsch, klingt es insgesamt schief. Der natürliche Ablauf im Körper kommt ins Stottern oder er überreagiert.

Um sie aus dem Takt zu bringen, braucht es manchmal nicht viel. Darmbeschwerden oder eine sehr einseitige Ernährung können zu Entzündungen führen, welche direkten Einfluss auf unsere Stresshormone haben.

Die Pille ist auch ein Medikament, dass weitreichende Auswirkungen hat – nicht nur im positiven Sinn. Chemische Substanzen, die Ähnlichkeit mit den Körpereigenen Hormonen haben, sind inzwischen hinlänglich bekannt.

Aber auch Schlafmangel beeinflusst einige unserer Hormone. Dauerstress ist der Bulldozer, der schwerwiegende Verschiebungen im Hormon-Gleichgewicht anrichten kann.

Das ist nur eine kleine Auswahl an Einflussfaktoren. Wenn Ihnen Theorie zu trocken ist und es Sie weniger interessiert, welche Hormone wie im Körper wirken, dann können Sie direkt zu den möglichen Behandlungsoptionen springen.

Hypothalamus – die Hauptsteuerzentrale

Der Hypothalamus ist der Hauptregulator der Hormone der Hypothalamus – Hypophysen – Organachsen. Er hat viele Rezeptoren, welche die Konzentration vieler Hormone im Blut messen. Wenn die Hormone zu gering sind, erhöht er die Produktion, wenn sie ausreichend vorhanden sind, dann stoppt er sie. Da die eigentliche Produktion der meisten Hormone in anderen Organen außerhalb des Gehirns stattfindet, ist die Rückmeldung immer zeitverzögert, was allerdings auch insgesamt zu einer Stabilität führt, da die Regelung relativ träge ist und hier keine Hektik aufkommt. Also eine gute und sinnvolle „Erfindung“ der Natur.

Um die Hormonbildung anzuregen, schüttet er sogenannte Releasing-Hormone aus, welche direkt an die Hypophyse über ein Pfortadersystem geschickt werden. Die Hypophyse sitzt direkt unter dem Hypothalamus. Wenn die Ausschüttung gestoppt werden soll, dann werden Inhibiting-Hormone an die Hypophyse geschickt. Also Ein- und Ausschalter.

Es gibt zwei Hormone, die direkt im Hypothalamus gebildet werden. Es sind Oxytocin (unser Kuschelhormon) und Adiuretin (verhindert, dass zu viel Wasser ausgeschieden wird). Beide werden auch direkt an die Hypophyse geschickt und dort gespeichert, bis sie benötigt werden.

Hypophyse – die Organisatorin

Die Hypophyse nimmt die Arbeitsanweisungen vom Hypothalamus an und produziert entweder die geforderten Hormone oder verringert ihre Produktion. Aber auch die meisten ihrer Hormone sind auch nur Boten für andere Organe, damit diese eine bestimmte Arbeit verrichten – und das ist in der Regel auch wieder Hormone zu bilden. Klingt doch eigentlich etwas umständlich.

Letztendlich macht es aber trotzdem Sinn, da durch die Aufgabentrennung auch wieder „Ruhe“ in den Ablauf gebracht wird.

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Folgende Organe und Hormone werden angesteuert:

Schilddrüse über TSH (Thyroidea stimulierendes Hormon): gebildet werden Thyroxin (T4) und Triiodthyronin (T3). Die beiden Hormone sind wichtig als „Booster“ für ganz viele Stoffwechselvorgänge. Fehlen sie, haben wir keine Energie und es wird auch weniger Energie verbraucht – wir nehmen zu und sind schlapp. Anders herum, haben wir zu viel, sind wir ständig aufgedreht und nehmen ab, ohne es zu wollen.

Nebennieren über ACTH (Adrenocorticotropes Hormon): gebildet werden vor allem Glucokortikoide (Cortisol), aber auch Mineralkortikoide (Aldosteron) und Sexulalhormone (Testosteron und Östrogene). ACTH zählt zu den Stresshormonen und bewirkt, dass das Langzeit-Stresshormon Cortisol vermehrt ausgeschüttet wird.

Geschlechtsdrüsen/Gonaden über GnRH/LHRH (luteinisierendes Hormon Releasing-Hormon) und : gebildet werden FSH (Follikelstimulierendes Hormon) und LH (Luteinisierendes Hormon). Die Hormone regulieren die Bildung der Eizellen sowie den Eisprung und die Reifung der Samenzellen des Mannes. Außerdem steuern sie die Bildung der Östrogene.

Behandlungsmöglichkeiten

Hormonersatztherapie

Bei den Behandlungsmöglichkeiten fallen einem natürlich zuerst die Hormone selbst ein. In der Naturheilkunde werden in erster Linie bioidentische Hormone eingesetzt. Sie gleichen in ihrer chemischen Struktur der des Menschen und können so gut vom Körper genutzt werden. Da Hormone sehr große Wirkungen auf den Körper haben, dürfen sie von Heilpraktikern nur in einer Verdünnungsstufe D4 eingesetzt werden. In den meisten Fällen ist dies auch ausreichend, da diese Verdünnungsstufe für den Ausgleich von Hormonmangel in der Regel ausreicht und höhere Mengen eben zu einem Ungleichgewicht und einer Überdosierung führen können. 1

Die Produktion der Hormone ist von verschiedenen anderen Faktoren abhängig bzw. wird von denen beflusst.

Mikronährstoffe und Aminosäuren

Auch Hormone werden wie jedes Eiweiß oder Enzym im Körper produziert und benötigt hierfür eine Reihe an Mikronährstoffen – sind sogenannte Co-Faktoren. Diese unterscheiden sich natürlich von Hormon zu Hormon. Der wichtigsten und bekanntesten Ausgangsstoffe für die Bildung unserer Hormone sind Cholesterin, Tyrosin und Tryptophan. Ja Sie lesen richtig: Cholesterin. Es ist DER Baustoff, den Sie für die Sexualhormone benötigen. Cholesterin stabilisiert die Zellmembranen und ist extrem wichtig. Problematisch wird es für den Körper, wenn das Cholesterin zu viel (und dann auch noch in oxidierter Form wegen Entzündungen) oder zu wenig vorhanden ist (aufgrund von Statinen). In beiden Fällen gibt es Ursachen, warum dieser Zustand besteht bzw. warum der Arzt Statine verschreibt.

Tyrosin benötigen Sie für alle Hormone, die in Ihrem Körper die Energieproduktion ankurbeln oder die für die Bewältigung von Stressituationen nötig sind. Dazu zählen die Schilddrüsenhormone T3 (Triiodthyronin) und T4 (Thyroxin) sowie die Hormone der Nebenniren Cortisol/Cortison, Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin. Thyroxin kennen einige von Ihnen als Schilddrüsenmedikament bei Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto. Cortison ist fast nur als Entzündungsmedikament bekannt, hat aber eben als Entzündungshemmer eine sehr wichtige Funktion im Körper.

Dopamin (wird auch aus Tyrosin gebildet) ist der Ausgangsstoff für die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin. Es wird sowohl in der Nebenniere gebildet als auch im Gehirn. Hier hat es noch eine weitere extrem wichtige Funktion als einer der Regulatoren für die Muskelansteuerung. Fehlt es, kommt es oft zum Krankheitsbild des Parkinson.

Entzündungen

Nicht nur das Fehlen von Mikronährstoffen, Aminosäuren bringt die Hormone aus dem Takt, sondern auch Entzündungen. Diese haben oft ihren Ursprung im Darm oder rühren von Bakterien, Viren oder Parasiten. Diese Ursache zu erkennen bzw. finden und natürlich auch zu beheben, schafft auch die Basis, um den Körper langfristig ins Gleichgewicht zu bringen. Das schafft man sicher nicht von heute auf morgen, aber jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt.

In Frage kommt natürlich eine angepasste Ernährungsberatung oder wenn nötig eine Darmsanierung. Bei einem Befall bzw. beim Verdacht auf einen Befall kann durchaus eine Überweisung an einen Arzt von Nöten sein.

Sie sehen, dass man das Thema hier unendlich ausweiten könnte. Ich werde sicher in nächster Zeit zu den einzelnen Themen separate Beiträge verfassen.

Weiter Informationen

Darmgesundheit

Darmbeschwerden, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Reizdarm, Blähungen

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Chronische Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen

Rheumatische Erkrankungen, Diabethes, Gicht, Schilddrüsenerkrankungen, Hashimoto, Über- oder Untergewicht

weitere Informationen in Chronische Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen


Ernährungs- und Orthomolekulare Therapie

Über- oder Untergewicht, Ausgleich von Mangelerscheinungen, spezielle Ernährung bei verschiedenen Krankheiten

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Stresserkrankungen und Hormonelle Störungen

Chronischer Stress, Burnout, Chronische Erschöpfung / Chronic Fatique, Schlafstörungen, Hormonelle Dysfunktionen, Menstruationsstörungen, Wechseljahrsbeschwerden, unerfüllter Kinderwunsch

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Lasertherapie

Entzündungen, Schmerzen, Wundheilungsstörungen, Neuropathien

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Labordiagnostik

Um die Hormonsituation beurteilen zu können, ist oft eine Labordiagnostik sinnvoll. Einen Teil der Hormone kann man einfach über den Speichel messen, einige über den Urin und ab und an ist es nötig, Blutproben zu entnehmen.

Ebenso können Nährstoffdefizite in bestimmten Fällen über das Labor gemessen werden.

weitere Informationen im Beitrag Labor – ist das nötig?

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1 https://www.marktapotheke-greiff.de/bioidentische-hormontherapie-themenseite