Darm, Mikrobiom und Darmaufbau

„Der Darm ist der Vater aller Trübsal.“ (Hippokrates v. Kos, 460–377 v. Chr.)

Schon die alten Griechen wussten um die Beudeutung des Darmes. Umso mehr verwundert es einen, dass er erst in den letzten Jahren mehr und mehr in den Fokus der Medizin gerät. Doch woher kommt es, dass wir ihn so lange ignoriert haben? Was macht ein kranker Darm mit unserem Körper? Was können wir machen, damit es ihm gut geht?

Warum haben wir den Darm so lange ignoriert?
Darm-Bakterien

Bakterien hatte eine lange Zeit einen schlechten Ruf. Sie galten nur als böse und gefährlich. Es ist aber auch nicht verwunderlich, denn Bakterien können wirklich üble Krankheiten hervorrufen, z.B. Cholera, Salmonellen, Pest, Typhus, Borreliose usw. Das reichte sogar soweit, dass einige vorschlugen, man sollte alle Bakterien im Darm mit Antibiotika eleminieren. Die Forschung legte ihren Fokus leider lange Zeit nur auf die Entwicklung von Antibiotika, nicht auf die Erhaltung und Unterstützung der natürlichen Darmflora.

Was macht ein kranker Darm mit unserem Körper?

Um es knapp zu sagen: extrem viel und da so ziemlich überall. Der Darm hat ein eigenes Nervensystem, das enterische Nervensystem. Man geht sogar davon aus, dass es sich vor unserem Gehirn entwickelt hat. Die Anzahl der Signale, die vom Darm in Richtung Gehirn gesendet werden ist größer, als anders herum. Was im Darm geschieht beeinflusst Hormone, das Immunsystem, unser Stresssystem und damit unser gesamtes Befinden. Das Stressystem wiederum kann den Darm (und den Magen) praktisch auf Eis legen. Völlegefühle und Verstopfung sind einige der Symptome.

Entzündungen und toxische Stoffe aktivieren das Immunsystem, von dem ca. 70-80% der Immunzellen sich im Darmbereich befinden. Die Folge können Entzündungsreaktionen überall im Körper sein. Das geht sogar bis in das Gehirn. Entzündungen selbst können durch eine ungesunde Ernährung, hoch verarbeitete Lebensmittel (Fertigessen), falsch zubereitete Lebensmittel (verkohltes Essen oder erhitzte Öle mit ungesättigten Fettsäuren) und natürlich durch Medikamente, Alkohol, Drogen und Tabak herrühren. Aber auch Dauerstress hat einen großen Einfluss auf unsere Verdauung.

Leaky-Gut im Darm

Aber auch allergische Reaktionen haben einen weitreichenden Einfluss. So können Lebensmittel die Histaminausschüttung auslösen, wenn das Immunsystem sie als „Feind“ identifiziert. Auch Bakterien können Histamin selbst produzieren. Wenn der Körper das Histamin anschließend nicht ausreichend abbauen kann, kommt es auch zu ähnlichen Symptomen wie Juckreiz, Schwellungen, Hustenanfälle oder tränende Augen.

Was können wir machen, damit des dem Darm gut geht?
Der Darm mag keinen Alkohol und keinen Tabak.

Als Erstes muss man schlichtweg die Ernährung und das Vermeiden von ungesundem Essen oder schädlichen Stoffen nennen. Das weiß eigentlich inzwischen jeder.

Rauchen schädigt nicht nur die Lunge sondern die Giftstoffe gelangen auch über den Speichel in den Magen-Darm-Trakt.

Die Frage ist, was ist gesundes Essen? Und hier wird es langsam etwas komplizierter. Für die meisten kann man sagen: viel Gemüse mit vielen Ballaststoffen, nicht zu süßes Obst und dazu einige (nicht viele) Kohlenhydrate, gesunde Öle und Eiweiße. Ob die Öle und Eiweiße pflanzlich oder tierisch sind, hängt von den persönlichen Einstellungen und Vorlieben ab. Rein tierisch ist definitiv nicht vernünftig und rein pflanzlich mit dem Risiko verbunden, nicht alle Aminosäuren und Vitamine ausreichend zu erhalten. Veganer wissen aber inzwischen in der Regel, mit welchen Nahrungsergänzungsmitteln sie die Lücken auffüllen müssen.

Ein weiterer allgemeiner Tipp: bunt soll es sein. Je mehr verschiedene Farben auf dem Teller als Nahrungsmittel landen, desto größer ist auch die Bandbreite der Vitamine und Mineralstoffe.

Regional, saisonal und ökologisch. Natürlich hat nicht jeder die finanziellen Möglichkeiten, immer Bio einzukaufen, aber zumindest regionales und saisonales Einkaufen macht sich im Gehalt der Vitamine bemerkbar. Einige Vitamine bauen sich in den Lebensmitteln in kurzer Zeit ab, z.B. Vitamin C.

Lebensmittel für den Darm

Medikamente können sich immens auf die Verdauung auswirken. Dies fängt im Magen an, wenn z.B. Säureblocker eingesetzt werden, um den Patienten vor Geschwüren zu schützen. Die Medikamente sind wichtig, aber sie bewirken auch, dass weniger Salzsäure gebildet wird und somit die Eiweiße nicht richtig vorverdaut werden können. Die nur unzureichend verdauten und aufgenommenen Eiweiße gelangen in den Dickdarm und führen hier zu übelriechenden Verdauungsgasen und einer Verschiebung des Mikrobioms hin zu eiweißverdauenden Baktieren, das hier eigentlich gar nicht mehr im Dickdarm passieren sollte. Ebenso wird die Bildung des sog. Intrinsic-Faktors gehemmt, wofür ebenso die Salzsäure notwendig ist. Daher kommt es oft zu einem B12-Mangel, da hier der Intrisic-Faktor notwenig ist, um das B12 durch die Darmwand schleusen zu können.

Andere Medikamente können z.B. die Darmbewegungen erhöhen oder verringern, was wiederum zu Durchfall oder Verstopfung führt. Hier kann zum Teil eine ausreichende aber moderate Bewegung Abhilfe schaffen. Sie verbessert den Muskeltonus des Darmes und dieser ist besser in der Lage, normal zu arbeiten. Ebenso verändert die Bewegung die Zusammensetzung des Mikrobioms, so dass mehr kurzkettige Fettsäuren gebildet werden, welche entzündungshemmend und darmschützend wirken.

Wenn die Ernährung und die Bewegung nicht ausreichen, können auch Nahrungsergänzungsmittel weiter helfen. Hier gibt es Pro- und Präbiotika.

Probiotikas sind vor allem Bakterienkulturen, welche – je nach Zusammensetzung – das Mikriobiom stabilisieren, aufbauen und ergänzen können. Es gibt verschiedene Wirkungsbereiche, z.B. Mund, Magen, Dünndarm oder Dickdarm. Eine pauschale Empfehlung hier zu geben ist schlichtweg unmöglich. Hier sind viele Faktoren zu berücksichtigen wie der Zustand des Mikrobioms, Erkrankungen, Medikamente, Ernährung usw.

Präbiotikas sind Stoffe, welche für die Bakterien die Nahrung darstellen. In der Regel handelt es sich hier um Ballaststoffe oder andere spezifische Zuckerarten. Hier kommen von Flohsamenschalen bis hin zu Akazienfasern vorwiegend pflanzliche Fasern zum Einsatz. Sie werden vorzugsweise im Dickdarm von den Bakterien in kurzkettige Fettsäuren verstoffwechselt. Wenn Sie selbständig mit Präbiotikas anfangen möchten ein wichtiger Tipp: fangen Sie langsam an – sehr langsam. Die Bakterien müssen sich erst vermehren, um die Stoffe verarbeiten zu können. Ansonsten werden Sie sehr unangenehme Blähungen bekommen.

Darm Prä- und Probiotika

Es gibt auch Lebensmittel, welche sowohl Pro- als auch Präbiotika sind. Sie sind meist fermentiert. Hierzu zählen Sauerkraut, Kimchi, Kombucha, Wasser- und Milchkefir und alle natürlich vergorenen Gemüse.

Viel hilft viel?

Nicht unbedingt und nicht wirklich. Einfach drauflos wahllos Vitamine, Mineralstoffe und Darmpräparate zu schlucken, kann im ungünstigsten Fall schlimme Nebenwirkungen bis hin zu Herzrhythmusstörungen, Blähungen und Krämpfen hervorrufen. Wenn Sie unsicher sind, suchen Sie sich bitte einen hierfür ausgebildeten Arzt, Heilpraktiker oder Ernährungsberater. Der Darmaufbau ist eine langwierige Sache und dauert oft 6 Monate bis hin zu mehreren Jahren.

Oft ist eine Laboruntersuchung des Stuhls nötig, teilweise auch eine Blutuntersuchung. Dies stellt sicher, dass nicht an der falschen Stelle therapiert wird.

Ansonsten wiederhole ich mich gern: ausgewogene und gesunde Ernährung sowie ausreichende Bewegung und Sport sind die Eckpfeiler Ihres gesunden Darms.

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