Was hat Rheuma mit dem Darm zu tun?

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Jeden Morgen das gleiche Drama! Es dauert eine Ewigkeit, bis man sich endlich wieder einiger Maßen normal bewegen kann. Alles tut weh – die Finger, die Knie, die Hüfte.

Letzte Woche wurde die Dosis der Rheuma-Medikamente schon wieder hochgesetzt – und trotzdem will es nicht so recht besser werden!

Welcher Rheumapatient oder Patientin kennt das nicht? Gibts da denn gar nichts, was mir weiterhelfen kann? Vielleicht sind Sie schon mal im NDR bei den Ernährungsdocs gelandet und haben gesehen, dass es doch auch zusätzliche Wege zur medikamentösen Therapie gibt – Ernährung und Bewegung.

Wie das System zusammen hängt und was hier alles an unterschiedlichen Faktoren reinspielen kann, werde ich Ihnen in diesem Beitrag erklären.

Rheuma – das Chamäleon

Als Rheuma wird bei uns umgangssprachlich meist rheumatoide Arthritis gemeint. Hierbei handelt es sich um Entzündungsprozesse, die nach und nach das Gewebe in den Gelenken umbaut, sprich: die Gelenke verknöchern und verformen sich. Ursache sind Autoimmunprozesse, bei denen der Körper eigenes Gewebe angreift und zerstört.

Meist merkt man es zuerst an den Fingern. Sie schmerzen ab und an und in der Früh dauert es eine Weile, bis sie sich wieder normal bewegen lassen. Manchmal werden sie heiß und schwellen an, machmal sticht es.

An dieser Stelle denken sich die Meisten noch nicht viel – oder? Da dies meist die Frauen betrifft, wird das auch mal leicht unter den Tisch gekehrt. „Hab halt ein wenig übertrieben!“ – „Das ist doch normal in meinem Alter!“ – Möchten Sie das wirklich normaler Weise haben?

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Eins sollten Sie an dieser Stelle wissen: die Veränderung der Gelenke können Sie nicht mal einfach wieder rückgängig machen! Sie können nur verhindern oder zumindestens verzögern, dass es passiert.

Es gibt noch andere Formen der rheumatischen Erkrankungen. Zu den bekanntesten zählen der Morbus Bechterew, Psoriasis Arthritis, der systematische Lupus erythematodes, das Sjögren-Syndrom, die Riesenzellarteriitis, Polymyalgia rheumatica oder die juvenile idiopathische Arthritis. Eins haben sie gemeinsam: sie sind chronisch und verlaufen oft in Schüben. In den Schub-Phasen müssen sie unbedingt medizinisch behandelt werden, um die irreversiblen Schäden möglichst gering zu halten.

Entzündungen – die Suche nach der Ursache

Doch woher kommen jetzt diese Entzündungen? Günde gibt es sicher viele, und einige der Gründe führen uns letztendlich auf unsere Lebensweise. Zu wenig Bewegung und Sport – zu wenig Kräuter und Gemüse – zu viele Kohlenhydrate und schlechte Fette? Aber warum gerade Frauen? Eigentlich sind es doch eher die Männer, die stolz ihre mühsam gefütterten Bierbäuche präsentieren – sie betrifft es aber nicht so oft.

Das nächste, das auffällt: der Beginn ist oft um die 50 herum. Genau in der Zeit, in der die meisten Frauen am Beginn ihrer Menopause sind. Das klingt doch schon mal verdächtig!

Sie werden sich jetzt wahrscheinlich denken: „Danke, dass Sie mich daran erinnern, dass ich in den letzten Jahren ständig zugenommen hab und das ohne was geändert zu haben. Und das Schlimmste ist – ich bekomme es nicht mehr runter!“ Kaum haben Sie sich ein paar Kilo mühsam abtrainiert, kommt was dazwischen – das Training hinkt und … zack sind die Kilos wieder oben. Natürlich mit einem Polster obendrauf. Ich kann Sie trösten: das trifft auch Heilpraktikerinnen.

Hormone, Kilos und Entzündungen

Dass Hormone einen großen Einfluss auf uns Menschen haben, wissen Sie sicherlich. Bereits ab Mitte 30 nimmt die Menge der Hormone stetig ab. Ab ca. 40 meldet sich langsam die Waage zu Wort. Die Waschmaschine fängt an, die Hosen und Pullis zu schrumpfen und von der netten Familie bekommt man ab und an nette Komplimente über die stetig wachsenden „Nervenpolster“.

Zeit der Diäten! Also wird alles ausprobiert (meist was kein Sport ist). Eiweiß-Diät, Kohlenhydrat-Diät, Low-Carb-Diät, Ketogene Ernährung, Vegetarisch, Vegan, … Die Waage weiß bald gar nicht mehr, was los ist – rauf – runter – rauf – runter. Und es wird immer schlimmer mit den Kilos!

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Haben Sie sich schon mal Gedanken gemacht, was Ihr Darm dazu sagt? Bei vielen meldet er sich mit äußerst wilden Beschimpfungen: Durchfall oder Verstopfung. So was ist schon echt nervig! Aber sind Sie in dem Moment darauf gekommen, dass in dem Darm was nicht in Ordnung ist?

Die meisten wohl eher nicht. Es gibt schließlich Medikamente: Aktivkohle, Abführmittel oder die guten alten Hausmittel. Hauptsache es hilft schnell.

Was in Ihrem Darm passiert, sehen Sie nicht. So richtig bemerken werden Sie ihn erst, wenn Sie Krämpfe, starke Blähungen, Verstopfungen oder massiven Durchfall haben. Was Sie wissen sollten: Ihr Darm ist nicht nur ein Schlauch, in dem das Essen durchrutscht. Er ist ein Lebensraum von hunderten verschiedenen Baktieren, teilweise auch Viren und Pilzen – Ihr MIKROBIOM.

Wie dieses Mikrobiom zusammengesetzt ist, wo welche Bakterien vorkommen, womit Sie die Bakterien ernähren und was sie letztendlich an Stoffen produzieren, all das beeinflusst Ihren Körper – Ihr Wohlbefinden – Ihre Gesundheit.

Einige der Bakterien produzieren Hormone, Vitamine und verarbeiten die Zucker und Eiweiße. Weiterhin können die Bakterien die verbrauchten Hormone wieder reaktivieren und dem Körper erneut zur Verfügung stellen – da waren sie wieder – Ihre Hormone. Ab dem Zeitpunkt, ab dem der Körper weniger Hormone produziert, ist dieser Kreislauf sehr wichtig, um Ihren Hormonhaushalt so lange es geht zu stabilisieren.

Einige der Baktierien können Zuckerverbindungen, die wir normalerweise im Dünndarm nicht aufspalten können, abbauen und dem Körper zur Verfügung stellen. Leider sind das auch die Bakterien, welche die Hormone wieder freisetzen. Für die Kalorien heißt das – bis zu 300 Kalorien (besser Kilokalorien) am Tag mehr, die wir nutzen – die nervigen Fettpolster jubeln! Zumindest können die Fettpolster wieder etwas mehr Östrogene produzieren, was allerdingst die Gesamt-Hormon-Balance nicht unbedingt wieder in den grünen Bereich schiebt.

Das nächste, das dazu kommt: im Dickdarm sind leider – aufgrund unserer ballaststoffarmen Ernährung – zu wenig Bakterien vorhanden, welche sogenannte kurzkettige Fettsäuren produzieren. Diese Fettsäuren bewirken letztendlich zwei Dinge: sie füttern andere Bakterien, welche eine sehr wichtige Schutzfunktion im Darm haben und sie können ins Blut wandern und hier dem Körper als Energielieferant und anderen wichtigen und schützenden Baktieren z.B. in der Lunge als Nahrung dienen. Die Baktieren sorgen i.d.R. dann dafür, dass die Schleimschicht in den Organen aufgebaut und instand gehalten wird. Diese Schleimschicht ist ungemein wichtig und bringt uns zu Punkt 3.

Die Entzündungen. Die Schleimschicht im Darm ist normaler Weise bis zu einigen Millimetern dick. Also dick genug, damit die Darmbakterien nicht direkt mit der Darmhaut in Berührung kommen. Hinter der Darmwand sitzen ca. 70% unserer geamten Immunzellen und beschützen den Körper vor Eindringlingen. Wenn jetzt also Bakterien oder andere Stoffe an die Darmwand heran kommen oder noch schlimmer durch die Darmwand hindurch können, setzt sich die Armee von Immunzellen in Bewegung und bekämpft die Eindringlinge. Die folge ist eine Entzündung an dieser Stelle.

Solange die Schleimschicht sich wieder schließt und dem Spuk ein Ende setzt, ist das auch nach kurzer Zeit vorbei. Was passiert aber, wenn die Schleimschicht dauerhaft lückenhaft ist? Dann hat das Immunsystem dauerhaft zu kämpfen. Es werden dauerhaft Entzündungsprozesse am Laufen gehalten. Dabei entstehen verschiedene Botenstoffe, welche einen Angriff melden, viele Immunzellen, welche den Angriff abwehren und es werden Unmengen an Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Stoffen wie Aminosäuren und Hormonen benötigt, um die Entzündungen zu kontrollieren, die Eindringlinge abzuwehren und das Immunsystem zu kontrollieren.

Diese Stoffe verbleiben aber nicht an Ort und Stelle. Je länger das dauert, desto mehr verteilen sich die Entzündungsmarker im ganzen Körper. In Geweben, die schlechter durchblutet sind, können sie sich anreichern und plötzlich überall immer wieder zu Entzündungen führen, obwohl da eigentlich gar nichts ist, wie die Haut, die Gelenke der Hände und Füße – kommt Ihnen das bekannt vor?

Den Teufelskreis durchbrechen

Die gute Nachricht zuerst: Ja – Sie können etwas tun!

Durch eine gemüsebetonte und ausgewogene Ernährung kann man auch rheumatischen Erkrankungen den Kampf ansagen. Ich kann Ihnen leider nicht versperchen, dass Sie nie wieder einen Rheumaschub durchmachen müssen, aber Sie haben es in der Hand, einen wichtigen Teil der möglichen Ursachen aus dem Weg zu räumen.

Suchen Sie doch mal bei Youtube nach „Ernährungs docs Rheuma„. Diese Videos können Ihnen Mut machen, das Thema anzugehen und ich hoffe, dass Sie wieder mehr Lebensqualität bekommen.

Der Weg zur Besserung ist lang und mit vielen Stolpersteinen versehen. Wenn Sie Unterstützung benötigen, dann stehe ich Ihnen gern als Therapeutin bei der Planung und Umsetzung einer Ernährungsumstellung sowie für weitere Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.

Geben Sie nicht auf. Jeder Schritt in die richtige Richtung bringt Sie weiter. Und jede Verbesserung kann Ihnen im Alter zu mehr angenehmen und schmerzfreieren Jahren verhelfen.

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Darmgesundheit

Darmbeschwerden, Morbus Crohn, Colitis Ulcerosa, Reizdarm, Blähungen

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Chronische Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen

Rheumatische Erkrankungen, Diabethes, Gicht, Schilddrüsenerkrankungen, Hashimoto, Über- oder Untergewicht

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Ernährungs- und Orthomolekulare Therapie

Über- oder Untergewicht, Ausgleich von Mangelerscheinungen, spezielle Ernährung bei verschiedenen Krankheiten

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